Geschichte
Das GUT Göhlis ist ein Ort mit Geschichte. Alte Steine und Gemäuer atmen eine
lang zurückliegende Historie und sind heute zugleich Ort mit erlebbarem Bezug zu
lokalen Traditionen und junger Geschichtsschreibung. Ferienaktionen, sozialpädago-
gische Projekte, Naturerleben für Familien, Campingareal – das GUT findet seine
Bestimmung heute als naturnahes Idyll für Riesaer BürgerInnen und Besucher der Stadt.
Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums des Ortsteils Göhlis wurde 2014 eine
80-seitige Broschüre durch den Verein Sprungbrett herausgegeben.
Die Publikation: “1214-2014. Eine kleine Geschichte des Ortsteils
Riesa-Göhlis herausgegeben anlässlich des 800-jährigen Jubiläums.”
ist gegen eine Gebühr von 10.00€ erhältlich.
>> per klick werden die ersten fünf Seiten dargestellt
1) Vorgeschichte zum Projekte- und ErlebnisGut Riesa-Göhlis
Am Stadtrand von Riesa, in unmittelbarer Nähe der Elbe und des Elbradwegs befindet sich das ehemalige Volksgut Riesa-Göhlis. Dieser sehr große und denkmalgeschützte Komplex aus mehreren Gebäuden und angrenzenden Ländereien wurde bis 1989 intensiv agrarwirtschaftlich genutzt. Seit der Wende stand ein Großteil der Gebäude leer und ist in Teilen aufgrund der abgewirtschafteten Gebäudesubstanz dem Verfall preisgegeben. Der Sprungbrett e.V. suchte bereits seit Jahren eine geeignete Immobilie in ländlich geprägter Umgebung zur Verwirklichung eines Konzeptes zur Schaffung eines soziokulturellen Zentrums mit Beherbergungs- und Erholungsmöglichkeiten. Aufgrund der fast idealen Lage des Volksgutes schlossen wir mit der Stadt Riesa 2004 einen Mietvertrag für ein bis dahin leer stehendes ehemaliges Stallgebäude und angrenzender Flächen, um weiter an diesem Konzept arbeiten zu können. Ab Juli 2005 begann im Zuge eines EU – Programms zur Beschäftigungsförderung die gemeinsame Arbeit des Sprungbrett e.V. und der Biotopia Riesa gGmbH auf dem Projektgelände. So sind seit ca. 1 ½ Jahren Jugendliche über beide Vereine in dem Projekt beschäftigt, welche vorher nicht in Schule, Ausbildung oder Arbeit integriert waren.
2) Ziele des PEG
- Schaffung eines soziokulturellen Freiraumes
- Schaffung von zusätzlichen Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten im lokalökonomischen (kommerziellen und gemeinnützigem) Bereich (intergenerative Modelle arbeitsloser Menschen zur Integration insbes. auch von Jgdl.)
- Schaffung eines Kinder- und Jugendcamps (Ferienfreizeiten, Kinder- und Jugendgruppen …)
- Schaffung eines Ortes der Stadtranderholung
- Erhalt der historischen Bausubstanz
- Schaffung eines soziokulturellen Freiraumes
Die räumlichen Gegebenheiten des Projekte- und ErlebnisGut Göhlis bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten für eine Vielzahl von verschiedenen Menschen und Interessengruppen zur Umsetzung eigener Ideen und Projekte im soziokulturellen Bereich. Wir verstehen uns nicht als alleiniger Umsetzer der vielen sich bietenden Möglichkeiten , sondern wollen Raum geben für andere Kooperationspartner, die Ideen hier verwirklichen können. Neben einem großen multifunktionell nutzbaren Veranstaltungsbereich (ehemaliger Stall) stehen verschiedene Projekträume und nicht zuletzt das ca. 2 ha große Außengelände zur Verfügung. Für eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen wird der Arbeitsmarkt auch weiterhin keine gesellschaftliche Integrationsmöglichkeit darstellen, da diese aufgrund ihrer geringen Qualifizierung, ihres Alters oder einfach nur aufgrund der regionalen wirtschaftlichen Lage zu diesem keinen Zugang haben werden. Eine gesellschaftliche und soziale Teilhabe wird sich für diese Personengruppe vor allem über gesellschaftlich Engagement in kulturellen oder soziale Bereichen ergeben. Diese Perspektiven sollen hier gemeinsam entwickelt werden, damit auch diese Personengruppe nicht nur zum Helfer oder Konsumenten reduziert sondern zum Gestalter des eigenen Lebensumfeldes etabliert werden kann. Dies ist gerade auch im Hinblick auf die sich seit Jahren verfestigenden rechtsextremen Strukturen im Landkreis Riesa Großenhain wichtig.
3) Schaffung von zusätzlichen Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten
Ein Hauptgrund für die Entwicklung dieses Konzeptes lag und liegt darin, hier zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten im lokalökonomischen Bereich (sowohl als genossenschaftlich organisierte aber eigenständige Kleinbetriebe und kooperierende gemeinnützige Träger) zu schaffen, um Menschen die nicht in den Arbeitsmarkt integriert sind bei sinnvollen Tätigkeiten in sozialen Strukturen zu halten. Da durch die Ökonomisierung öffentlicher Güter der Markt für gemeinnützige Tätigkeiten in wirtschaftlich angespannten Zeiten wie den unseren immer kleiner wird und die Kriterien für die Einsatzmöglichkeiten dieser Menschen immer enger gefasst werden, wollen wir hier einen Neubeginn auf einem Gebiet der Integration in Tätigkeiten wagen, welche auf den ersten Blick privatwirtschaftlich kaum zu realisieren wären. Wir sehen mit diesem Konzept die Möglichkeit, auf einer ungenutzten und brach liegenden Immobilie neue Arbeitsfelder im sozialwirtschaftlichen Bereich schaffen, der volkswirtschaftlich nicht zu unterschätzen ist. Diese verschiedenen Bereiche können in eigenständigen unterschiedlichen Rechtsformen organisiert werden, die miteinander kooperieren bzw. sich auch ein genossenschaftliches Dach geben. Ziel dabei ist nicht die privatwirtschaftliche Gewinnmaximierung einer kleinen Unternehmergruppe (Investor), sondern eine eigenständige, von Fördermitteln weitgehend unabhängige ökonomische Kreislaufwirtschaft zur Integration von momentan arbeitslosen Menschen durch sinnvolle Tätigkeiten und dadurch Befähigung zur Teilnahme am Marktgeschehen.
4) Schaffung eines Kinder- und Jugendcamps
Wir gehen von einem steigenden Bedarf von ortsnahen Übernachtungsmöglichkeiten für diese Zielgruppe aus, weil immer mehr Menschen auf absehbare Zeit von staatlichen Sozialleistungen abhängig oder auf Verdienstmöglichkeiten im Niedriglohnsektor angewiesen sein werden, was unserer Meinung nach dazu führen wird, dass Klassenfahrten und Ferienfreizeiten bei einem entsprechenden Angebot zunehmend auch in der näheren Umgebung und somit preisgünstiger stattfinden werden. Neben diesen klassischen Kinder- und Jugendfreizeiten hoffen wir hiermit auch eine Möglichkeit zu schaffen, die den internationalen Jugendaustausch mit den verschiedenen Partnerstädten und Regionen stärker als bisher in Riesa etablieren kann.
5) Schaffung eines Ortes der Stadtranderholung
Ein Ort an dem Kinder- und Jugendgruppen einige Tage ihrer Freizeit verbringen sollen, benötigt natürlich geeignete Spiel und Freizeitmöglichkeiten. So ist z.B. an die Errichtung eines abenteuerlichen Naturspielplatzes, eines Wasserspielplatzes, eines Bolzplatzes und einer kleinen Naturbühne gedacht. Diese Spiel und Sportmöglichkeiten sollen natürlich auch allen anderen Besuchern offen stehen und das ehemalige Volksgut so zu einem kleinen Anziehungspunkt für Tagesausflüge von Familien aus der näheren Umgebung werden lassen. Auch in diesem Bereich gehen wir perspektivisch davon aus, dass immer mehr Menschen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation, ihre Freizeit in der näheren regionalen Umgebung verbringen werden. Gleichwohl wollen wir auch durch entsprechende Angebote an den Wochenenden, für genügend Anlässe sorgen, mit der gesamten Familie einen Ausflug ins Projekt zu unternehmen. Des Weiteren sollen im sehr begrenzten Umfang einige Wirtschaftstiere gehalten werden um die Bauernhofatmosphäre wieder herzustellen und gerade auch Kindern die Möglichkeit zur Einblickname in die traditionellen Lebensumstände von Bauern zu geben.
6) Erhalt der historischen Bausubstanz
Das Gebäudeensemble des Volksgutes Riesa steht unter Denkmalschutz. Ein erstes Sondierungsgespräch vor Ort mit der zuständigen Behörde, ergab keine Hinderungsgründe zur Konzeptumsetzung aus denkmalpflegerischer Sicht. Da uns an einem Erhalt der Bauernhofatmosphäre gelegen ist, sind keine grundsätzlichen baulichen Veränderungen an der bestehenden Gebäudesubstanz geplant.
7) Wirtschaftliche Nachhaltigkeit
Bei der Konzeptentwicklung haben wir dem Nachhaltigkeitsgebot eine hohe Priorität eingeräumt. Wir wollen die angedachten Nutzungen nicht nur unter sozialen und ökologischen, sondern auch unter Berücksichtigung von wirtschaftlichen Belangen organisieren. Auch wenn “Sozial -Ökologisch” und “Wirtschaftlich” längst keine Gegensätze mehr sein dürften, sind wir bei einer Beibehaltung des Beschäftigungs- und Integrationscharakters auch weiterhin auf Subventionierungen in vergleichsweise geringem Umfang in diesem Arbeitsbereich angewiesen. Hierbei geht es uns nicht um reguläre kommunale Zuschüsse im Rahmen der Jugend- und Sozialarbeit, sondern um die Akquirierung von Integrationsförderungen, die jedem Wirtschaftsbetrieb offen stehen, um private Geldgeber und es geht uns um projektgebundene Zuschüsse aus dem kulturellen und soziokulturellen Bereich für befristete Einzelprojekte, die auch rein privatwirtschaftlich betriebenen kulturellen Einrichtungen ausgereicht werden. Eine rein privatwirtschaftliche Umsetzung von Elementen dieses Konzeptes wäre perspektivisch aus unserer Sicht möglich, würde aber dazu führen, von dem Grundanliegen Abstand zu nehmen möglichst viele Beschäftigungsfelder zur Befähigung und Kompetenzstärkung zu schaffen. Dies hätte somit auch zur Folge, dass mehr mit ausgewählten “fitten” Zielgruppen gearbeitet würde. Beides ist aus unserer Sicht nicht erstrebenswert, weil in den angestrebten Feldern nachweislich die integrativen und kompetenzstärkenden Potentiale liegen. Eine von uns in Auftrag gegebene Wirtschaftlichkeitsprognose bestätigt die Umsetzbarkeit des Konzeptes.